Minden (DVM). Minutenlanger Applaus für das Mittelalter-Ensemble Nimmersêlich. Die Leipziger Musikerinnen und Musiker gestalteten am ersten Adventssonntag das Abschlusskonzert aus Anlass des Jubiläums „75 Jahre Dombau-Verein Minden“ im Kulturzentrum BÜZ.
Rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer zeigten sich begeistert von dem knapp zweistündigen Programm „puer natus“ der Gruppe, die sich auf mittelalterliche Musikliteratur spezialisiert hat. Immer wieder spendete das Publikum großen Zwischenapplaus für die Präsentation der weihnachtlichen Musikstücke des 12. bis 16. Jahrhunderts. Gefördert wurde der Konzertnachmittag von der Stiftung Sparda-Bank Hannover.
Nimmersêlich pflegt Instrumentenkunde
Seit mehr als 20 Jahren haben sich die Musikerinnen Katharina Hölzel (Schalmei, Flöten, Harfe), Kathrin Kläber (Gesang, Glockenspiel), Viola Baither (Gesang, Portativ) und die Musiker Robert Schuchardt (Drehleier, Quinterne, Moraharpa und Gesang) und Martin Uhlig (Laute, Fidel, Gambe) den mittelalterlichen Melodien und Texten verschrieben. Die intensive Beschäftigung mit dieser Musik und weitreichende Recherchen auch an musikalischen Randgebieten wie Instrumentenkunde, Ikonographie und Kostümkunde führte dazu, dass Nimmersêlich zu einem der bedeutendsten Ensembles mittelalterlicher Musik in Deutschland zählt.
Das bekam das Publikum bei dem Adventskonzert auf Einladung des überkonfessionellen Fördervereins Dombau-Verein Minden (DVM) zu spüren. Der eindringliche Gesang, der Klang der historischen Instrumente entführten die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Zeit des Advents und die Geburt Christi. Dabei erläuterte Robert Schuchardt Entstehungsgeschichte und Wandlungen der verschiedenen Stücke, sowie die unterschiedlichen Interpretationen gleicher Lieder. Er schilderte die Bedeutung der Instrumente in der mittelalterlichen Musikgeschichte und stellte die teilweise von Martin Uhlig selbst gebauten Instrumente vor.
Publikum zeigt sich „tief beeindruckt“
Der im Hauptberuf als IT-Fachmann tätige Musiker und Instrumentenbauer wertet historische Darstellungen von Musikinstrumenten aus. Ermittelt Proportionen anhand von abgebildeten Gesichtern und fertigt dann auf Basis der Vielzahl von Informationen das entsprechende Instrument wie die von ihm gespielte Fidel.
„Das war echtes Neuland für uns und hat uns tief beeindruckt“, betonte ein Ehepaar nach dem Konzert. „Die Stimmung im Raum, junge Leute, die Ungewohntes bieten, das war eine runde und berührende Sache.“ Viele Besucher äußerten den Wunsch nach einem weiteren Auftritt der Leipziger in Minden.
Auftritt von The Playfords von DVM-Vorstand untersagt
Nicht zum Auftritt kam es vom Mittelalter-Ensemble The Playfords, die den zweiten Teil des Adventskonzertes gestalten sollten. Am Morgen hatte der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage, den Konzertvertrag mit den Weimarer Musikerinnen und Musikern fristlos gekündigt und ein Auftrittsverbot ausgesprochen. In einem Mindener Hotel, in dem die Musikgruppe The Playfords untergebracht war, war es zu einer Eskalation gekommen, als eine Hotelmitarbeiterin vor dem Hintergrund der Auflagen im Zusammenhang mit der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW den 2G-Impfnachweis eines Bandmitglieds überprüfen wollte.
Da die Musikerin weder einen Impf- noch einen Genesenennachweis vorweisen konnte, war sie aufgefordert worden, den Frühstücksraum zu verlassen. Daraufhin war es nach Auskunft verschiedener Beobachter zu Beschimpfungen der Hotelkraft und Nazivergleichen durch die Weimarerin Musikerin gekommen.
„Für ein solches Verhalten haben wir absolut kein Verständnis und es macht es uns unmöglich, solche Menschen hier auf die Bühne zu lassen“, erläuterte Amtage vor dem Adventskonzert dem Publikum das Fehlen des Weimarer Ensembles. Die Zuhörerinnen und Zuhörer zollten dem Dombau-Verein für diese Entscheidung Applaus.
Nachdem das Ensemble Nimmersêlich von dem Vorfall erfahren hatte, erweiterten die Leipziger Musiker kurzfristig ihr Programm, um dem Publikum einen vollwertigen Konzertnachmittag zu bieten.
#Nimmersêlich #DVM #Dombauverein_Minden