
Minden (DVM). Fast acht Jahre nach Planungsbeginn haben die Arbeiten für die Neugestaltung des Hochchores im Mindener Dom begonnen. Den Auftakt machte am Dienstag der Abbau der Goldenen Tafel durch die Paderborner Restauratoren-Werkstatt Ars Colendi.
„Die Rekonstruktion des gotischen Retabels aus dem 15. Jahrhundert, dessen stark geschädigtes Original im Berliner Bode-Museum ausgestellt ist, wird im Hochchor eingehaust und gereinigt. Ebenso der Sockel des Flügelaltars, die sogenannte Predella mit ihren kleinen Figuren“, beschreibt die Geschäftsführerin des Dombau-Vereins Minden (DVM), Annemarie Lux, die ersten Arbeiten. Mehr als zwei Jahrzehnte nach der Aufstellung der eichenen Altarkopie müssten auch die Seitenflügel neu justiert werden, nachdem sie sich leicht verzogen hätten.
Gut drei Monate würde die Neugestaltung des Hochchores dauern, die auf Wunsch und in enger Abstimmung mit der Domgemeinde erfolge, sagt der Vorsitzende des überkonfessionellen Fördervereins DVM, Hans-Jürgen Amtage. Abgebaut worden sei die Goldene Tafel, um dort einen neuen Unterbau aus Granit zu schaffen. Der werde zukünftig den Schrein mit den Reliquien der heiligen Sophia von Rom, der Eisheiligen „Kalte Sophie“ aufnehmen. Dieser Schrein werde von der Goldschmiede des Mindener Juweliers Laufer gefertigt.
Dombau-Verein Minden finanziert Neugestaltung
Zur Neugestaltung des Hochchores, die komplett vom Dombau-Verein Minden finanziert werde, gehöre auch ein Taufbecken, ein neues Lesepult, das bereits aufgestellte neue Chorgestühl sowie eine mobile Bestuhlung mit Kniebänken, erläutert Amtage. Mit diesen Elementen rüste sich die Domgemeinde für zukünftige Anforderungen der Gemeinde, ergänzt Annemarie Lux. Bestandteil der Umgestaltung sei zudem eine neue Beleuchtung im östlichen Hochchorbereich.
Doch bevor die weiteren Arbeiten ausgeführt werden können, die bis auf den Granitunterbau alle von heimischen Unternehmen getätigt werden, sei erst einmal der Denkmalschutz gefragt, betont Hans-Jürgen Amtage. Seit 1984 steht der Mindener Dom unter Denkmalschutz. So beginnt ein Archäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Anfang Juni mit den Grabungen, um den historischen Sachverhalt im Untergrund dieses Teils der Kathedrale zu untersuchen. Der DVM-Vorsitzende lobt dabei die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz der Stadt Minden und des LWL.
Destinatär bei WestLotto
Der Dombau-Verein Minden fördert die Neugestaltung mit einem mittleren sechsstelligen Betrag. Der überkonfessionelle Förderverein ist Destinatär bei WestLotto und erhält wie alle sieben Dombau-Vereine in Nordrhein-Westfalen, sowie Wohlfahrt, Kultur, Sport, Denkmal- und Umweltschutz über das Land Fördergelder. Insgesamt flossen im vergangenen Jahr mehr als 115 Millionen Euro an zweckgebundenen Konzessionsabgaben an alle Destinatäre. Die Dombauvereine in NRW schlagen dabei mit insgesamt 3,3 Millionen Euro zu Buche. Größter Empfänger ist hier der Zentraldombauverein in Köln.
1946 zur Mitfinanzierung des Wiederaufbaus des im März 1945 zerstörten Mindener Doms gegründet, widmet sich der DVM heute vor allem der Ausstattung des Domes sowie dem Erhalt der teils bis zu 1100 Jahre alten Kunstwerke in Dom und Domschatzkammer. Seit 2017 betreibt der Verein außerdem den neu errichteten Domschatz Minden am Kleinen Domhof mit hauptamtlichen Mitarbeitenden und ehrenamtlichen Kräften als reguläres Museum.