Minden (DVM). Die Bauarbeiten für die Neugestaltung der Domschatzkammer Minden am Kleinen Domhof haben begonnen. Nach intensiven Überlegungen und Planungen geben Domgemeinde und Dombau-Verein Minden (DVM) den einzigartigen Exponaten der Schatzkammer einen neuen Raum im Kontext des kirchlichen Lebens.
„Nach Vorliegen der Baugenehmigung und der Vergabe der Gewerke können wir nach jahrelangen Planungen nun endlich mit der Neugestaltung der Domschatzkammer beginnen“, blickt Propst am Dom Roland Falkenhahn auf die Einrüstung am Haus am Dom, die in den vergangenen Tagen erfolgte. Geschaffen werden soll an diesem Ort ein museales Kleinod, das die einzigartigen Zeugnisse der Tradition und Geschichte des Domes zu Minden und seiner Gemeinde präsentiert und die Exponate in den Kontext des kirchlichen Lebens setzt. Mit der Fertigstellung der neuen Domschatzkammer rechnen die Bauherren zur Adventszeit 2016.
In enger Abstimmung mit der Stadt Minden sei es in den vergangenen Monaten gelungen, die umfangreichen Auflagen für den Um- und Ausbau des Gebäudeteiles am Kleinen Domhof zu erfüllen, erläutert der Projektkoordinator und stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Rudolf Bilstein. Die Vergabe der Gewerke habe zum größten Teil an heimische Firmen erfolgen können, die nun die Pläne der renommierten Dresdener Museumsarchitektin Ines Miersch-Süß umsetzen.
Seit Beginn der 1980er-Jahre ist der Domschatz im vom namhaften Hannoveraner Architekten und Stadtplaner Prof. Friedrich Spengelin entworfenen Gemeindezentrum Haus am Dom angesiedelt. Von außen war bislang kaum sichtbar, welch bedeutende Auf diese Problematik wiesen in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder namhafte Kunsthistoriker hin. So auch der Leiter der Fachstelle Kunst des Erzbistums Paderborn und Direktor des dortigen Diözesanmuseums, Prof. Dr. Christoph Stiegemann.
Domgemeinde und Dombau-Verein seien diesen Hinweisen nun gefolgt, betont der stellvertretende Vorsitzende des Dombau-Vereins, Gerd Stenz. So habe man sich entschieden, die erfahrene Museumsarchitektin Ines Miersch-Süß mit dem Entwurf für die neue Schatzkammer zu beauftragen. In den Anfängen der Überlegungen, wie die neue Domschatzkammer gestaltet werden könne, hatte sich auch der Mindener Architekt Hans Peter Korth, der der Domgemeinde eng verbunden ist, eingebracht. Bei den aktuellen Planungen beratend tätig waren und sind Christoph Stiegemann und die Kölner Ausstellungsplanerin Claudia Hoffmann. Und auch ein anderer hochkarätiger Fachmann konnte als Berater gewonnen werden: der Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Prof. Dr. Dirk Syndram. Er ist überzeugt, dass die Sammlung der Domschatzkammer Minden viele Stücke von „außerordentlicher Bedeutung“ enthält. Der Kunsthistoriker sieht die Pretiosen, bei richtiger Präsentation, mindestens gleich gesetzt mit den Schatzkammern des Halberstädter Domes und den mittelalterlichen Beständen des Domschatzes der evangelischen Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg, die zum Weltkulturerbe gehören.
„Die Neugestaltung der Mindener Schatzkammer wird nach außen hin die Wirkung des Gebäudeensembles am Kleinen Domhof aufnehmen und von der Fassadengestaltung her die besondere Bedeutung der Sammlung herausstellen“, erläutert Projektkoordinator Bilstein. In der geplanten Ausstellung sollen vor allem herausragende Exponate das Erscheinungsbild der Schatzkammer des Mindener Domes bestimmen. Darunter das um 1070 datierte Mindener Kreuz, das europaweit als herausragendes Werk romanischer Kunst gilt, und der Petrischrein aus dem 11. Jahrhundert. Ergänzt wird die Präsentation mit Reliquiaren, liturgischen Geräten, Büchern und Textilien.
„Mit der Neugestaltung der Domschatzkammer wollen wir aber auch dazu beitragen, den Besuchern nahe zu bringen, wie die verschiedenen Objekte im kirchlichen Leben eingesetzt werden, welche Bedeutung sie für den katholischen Glauben und die Gemeinde haben“, erläutert der Geschäftsführer des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage. Gemeinde und Förderverein verstehen die neue Domschatzkammer aber nicht nur als musealen Raum. Das Erdgeschoss wird zukünftig Anlaufstelle und Informationszentrum für am katholischen Glauben interessierte Menschen sein, betont Propst Roland Falkenhahn. Zudem werde für die Stadt Minden eine sakrale Kunstsammlung geschaffen, die mit ihren Pretiosen Besucher von nah und fern in die Weserstadt anzieht, ergänzt DVM-Vorstand Gerd Stenz.
Die rund 2,5 Millionen Euro teure Neugestaltung der Domschatzkammer wird vor allem von der Domgemeinde und vom Dombau-Verein Minden finanziert. Dabei trägt der Förderverein rund 80 Prozent der Kosten, wie Geschäftsführer Hans-Jürgen Amtage erläutert. Der Finanzierungsanteil der Domgemeinde besteht, aufgrund fehlender eigener Mittel, aus Zuschüssen von Förderern, die im Auftrag des Kirchenvorstandes der Domgemeinde für gezielte Projekte eingeworben wurden, erläutert Rudolf Bilstein. So fließen vom Erzbistum Paderborn Mittel in das Archiv, die Bundes-Umwelt-Stiftung unterstützt das Forschungsprojekt „Präventive Konservierung“ und das NRW-Restaurierungsprogramm Bildende Kunst investiert in die Restaurierung von Kunstgegenständen der Mindener Domschatzkammer.
Das Besucherzentrum der Domgemeinde im Haus am Dom bleibt während der Umbauphase weiterhin geöffnet.
© Hans-Jürgen Amtage | Dombau-Verein Minden e. V.